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    Syrien: Flüchtlinge und ISIS

    Dem Rat meiner Lehrerin folgend höre ich als Teil meiner zähen Versuche, Deutsch zu lernen, beflissentlich deutsche Radiosender und da besonders die Nachrichten. Obwohl ich das meiste von dem, was gesagt wird, nicht verstehe, da ich mich noch im Anfangsstadium befinde, gelingt es mir dennoch meistens, einige mir bereits bekannte „Schlüsselwörter“ aufzuschnappen und so den Gegenstand der jeweiligen Nachricht zumindest zu erahnen und manchmal sogar zu verstehen. Dank dieses Radiospiels fällt es mir nicht mehr schwer, aus der Häufigkeit und der Länge oder Kürze der entsprechenden Nachrichten zu erkennen, inwieweit sich die deutschen Medien mal mehr und mal weniger für Meldungen aus Syrien und über Syrer interessieren. Was mich beim monatelangen Nachrichtenhören allerdings wirklich geärgert hat, ist die Tatsache, dass alle deutschen Rundfunksender die mit Syrien zusammenhängenden Meldungen zumeist ausschließlich auf zwei ständig wiederkehrende Begriffe reduzieren: „Flüchtlinge“ und „Daesh/ISIS“. Da geht der ursprüngliche Grund für das ganze Unglück, nämlich Assad und seine Diktatur, fast unter. More

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    Haben Sie sich integriert?

    Sie müssen sich integrieren! So habe ich es in den Medien, von Einwohnern dieses Landes, von Freunden und Fremden gehört. Ich habe mir Gedanken gemacht, den Kopf zermartert: Wie soll ich mich bloß integrieren? Mit wem muss ich mich integrieren? Was bedeutet eigentlich dieses Wort „Integration“, das ich immer wieder zu hören bekomme, ohne wirklich zu wissen, was es bedeutet! Ich beschloss also, mich zu integrieren. Aber erstmal musste ich unbedingt noch die Fragen, die mich beschäftigten, beantwortet haben. Ich begab mich auf die Suche nach der Bedeutung des Begriffs „Integration“ und fand heraus, dass Integration in der Soziologie einer von vier Begriffen ist, welche die mögliche Art und Weise der Interaktion des Menschen mit der für ihn neuen Gesellschaft beschreiben. More

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    Gib mir einen Flüchtling!

    Von Ramy Al-Asheq. Im Gegensatz zur von den Rechten als Gefahr für die Wirtschaft und das Gemeinwesen in Deutschland dargestellten Flüchtlingswelle, bei der das Land ihrer Meinung nach seine Tore für unzählige Arbeitslose öffnet, die nur auf Kosten des Steuerzahlers hier leben, entstanden auch viele neue Jobs für Deutsche und taten sich auf dem Arbeitsmarkt bisher unbekannte Arbeitsbereiche auf. Mit der Auflage von Projekten mit Flüchtlingsbezug, speziell auf dem Gebiet der “Bildung und Integrationshilfe“, startete so manche Organisation einen neuen Lebenszyklus. Wahrscheinlich wird niemand genau sagen können, wieviel Geld die entsprechenden Einrichtungen aus den unterschiedlichsten Finanzierungsquellen für ihre Vorhaben eingeworben haben. Wie auch unbekannt sein dürfte, wie viele Spender ihre Steuerlast durch die Beteiligung an „wohltätigen“ Projekten zur Unterstützung der leidenden „bedauernswerten Armen“ verringert haben. Wir kennen die Zahl der Jobs nicht, die in letzter Zeit im Sektor „Flüchtlinge“ entstanden sind. Wie dieser Markt vor uns aussah und nach uns aussehen wird, können wir auch nicht wissen. Was wir aber wissen ist, dass dies alles in unserem Namen geschieht, im Namen der „angsteinflößenden Wilden“ in den Augen der Legionen von Rechten, der „bedauernswerten Armen“ für die Kolonnen von Sympathisanten und des „Neuen Marktes“ für die zahlreichen „gemeinnützigen“ Vereine. More

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    Diese Integration ist eine große Lüge!

    Von Ramy Al-Asheq. Das Thema Integration wird in Deutschland kontrovers diskutiert. Der Umgang mit dieser aktuellen Frage stützt sich jedoch meistens auf ein falsches Verständnis von Integration. Die Regierung hat ihre Auffassung von Integration, NGOs haben eine eigene Auffassung und die Flüchtlinge ebenfalls. Auf Seiten der Regierung herrscht bei diesem Thema so ein Durcheinander, dass die zuweilen von außen aufgezwungene „Eingliederung“ kläglich scheiterte. Und zwischen diesen beiden Begriffen – einer freiwilligen Integration und einer erzwungenen Eingliederung – besteht ein riesiger Unterschied. So konzentriert sich etwa die Politik der Regierung auf 600 Stunden Sprachkurs und 60 Stunden Orientierungskurs, als ob ein Abriss der Sprache und ein flüchtiger Blick auf die Kultur einen Menschen integriert. More

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    Querschnitt eines Tages im Exil

    Es ist ein neuer Morgen. Du öffnest das Fenster, um zu sehen, wie weit die Temperatur unter Null gesunken ist. Denn du musst dich entscheiden, was du anziehst, bevor du das Haus verlässt. Du gehst zur städtischen Schule, um „neutral“ mit Jugendlichen zu diskutieren, die von dem, was auf der anderen Seite der Welt geschieht, nur interessiert, welches Rouge Kim Kardashian bei ihrem letzten Gig aufgelegt hatte.
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    Mein erster Tag in der Deutschschule

    Von Fady Jomar. In meiner Kindheit: Ich bereitete meine Pausenbrote, Stifte, Bücher und mein Schreibheft vor und ging sehr, sehr früh zu Bett, denn morgen sollte mein erster Schultag sein. Daran erinnere ich mich wieder ganz genau, jetzt, wo ich, fast erwachsen, erneut in die Rolle des Kindes schlüpfe. Dennoch werde ich mich in diese Rolle hineinknien, ist es doch möglicherweise meine letzte Chance im Leben, aus tiefstem Herzen zu lachen, voller Unschuld zu meutern oder ohne Heimtücke zu lügen. Auf dem Schulweg gingen mir die Wege wieder durch den Kopf, die ich in meiner Schulzeit gegangen war: Gedränge, verschmutzte Luft und Lärm. Das schreckliche Gefühl, das mich bei dem bloßen Gedanken an das Stirnrunzeln des „Trainers der Mannhaftigkeit“ oder den giftigen Blick des Schulleiters überkam, die tief sitzende Angst davor, sich womöglich unversehens zu einem Freund umzudrehen, wenn man beim Aufsagen der heiligen Texte ins Stocken geriet. Denn ein solches Vergehen konnte durchaus mit brennenden Stockhieben in grimmiger Kälte bestraft werden. More

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    Geschichten über die Hoffnung

    Ich verließ Syrien, nachdem ich mein Studium an der Universität beendet hatte. Niemand auf der Welt wählt freiwillig diese Reise aus, denn sie ist weder ein entspannender Urlaub noch ein Abenteuer. Dem Tod entronnen, ist man konfrontiert mit Angst oder Kälte oder möglicher Verhaftung. In der Türkei schliefen wir in Parks. Früher liebte ich Gärten, aber die Menschenmassen und unsere Sorgen verweigerten mir den Blick auf die Schönheit. Dann wurden wir zum Spielball der Schmuggler und diese Leute sahen nichts anderes außer ihren eigenen Interessen. Ich erinnere mich sehr gut daran, wie uns einer der Schmuggler im Laderaum seines Autos wie Sardinen übereinander stapelte, um uns zu dem Schiff zu verfrachten, welches zuerst gar nicht vorhanden war. More

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    Belästigung: Andere Kultur oder nicht strafbares Vergehen?

    Eines fernen Tages wird ein Vater seinem im rauen Exil geborenen, pubertierenden Sohn folgende wichtige Lehre mit auf den Weg geben: „Mein Sohn, mach keine Bemerkungen über deutsche Frauen. Bleiben wir lieber bei den Araberinnen. Die verstehen wir und sie verstehen uns.“ Jener Vater, der in Angst davor gelebt hat, was ihm wohl passieren könnte, wenn er westliche Frauen belästigt. Er wird es diesen Frauen niemals nachsehen, dass sie sich weder auf ihn selbst noch auf seinen Trieb eingelassen haben, der fundamental wurde, nachdem er allein in der Fremde in einem Flüchtlingslager gestrandet war oder so etwas wie Lebenskontinuität zurückerlangt hatte. Erste Reaktion der meisten jungen Männer: Ich bin es nicht, wir sind es nicht. Warum sollen wir uns immer alle verteidigen und rechtfertigen? Als ob wir in einem Schilfboot vom Himmel herab in dieses Land eingeschwebt wären und niemals Fehler gemacht hätten, machen oder je machen würden. Aber „die“ mit ihren Nachforschungen in unserem Unterbewusstsein, in dem, womit wir aufgewachsen sind, und in der Kultur einer Gesellschaft, in der man die Frau lediglich als Objekt der sexuellen Lust und einer flüchtigen oder dauerhaften Laune zur Befriedigung der anderen Bedürfnisse (Kinderkriegen, Kinder beaufsichtigen, Saubermachen, Kochen, Befehlsempfang …) sieht! More

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