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Integration in Deutschland ist besser als ihr Ruf

Neuer Kolumnist für ABWAB stellt sich vor und sagt: „Integration in Deutschland ist besser als ihr Ruf“.

Erhard Brunn*

ABWAB habe ich bereits im Dezember 2015 kennengelernt und seitdem immer wieder gemeinsame Veranstaltungen gehabt oder über ABWAB geschrieben. Es ist mir eine Ehre jetzt gefragt worden zu sein, monatlich mit einem kurzen Beitrag in ABWAB vertreten zu sein. Schreiben soll ich zu Fragen der Integration. Schon einmal grundsätzlich gesagt: Ich denke, in Sachen Integration ist Deutschland besser als sein Ruf. Zurzeit haben die Kritiker von Migration die Oberhand. Dies verdeckt viele positive Entwicklungen.

Erhard Brunn

Es entspricht leider der Logik der Medien eher über das zu berichten, was nicht funktioniert, als darüber, was funktioniert. Aber ich glaube wirklich nicht, dass die deutschen Printmedien, TV – und Radiostationen das Problem sind. Vielmehr habe ich in den letzten Jahren  – z. B. bezogen auf Medienmacher und Künstler – sehr viele Bemühungen beobachten und beschreiben können, Ihnen beim Start in Deutschland zu helfen.

Es fällt gerade beim Thema Integration negativ auf, dass Erfolgsgeschichten zu wenig im Gespräch sind. Allerdings haben erfolgreiche Migranten ja selber oft nicht das Interesse zum Thema zu werden. Und Migranten haben politisch und medial zu wenig Einfluss, zu wenig Anteil, um viel an diesem Bild zu ändern.

ABWAB ist ein kleines aber imponierendes Beispiel eine andere Öffentlichkeit zu schaffen. Und zwar eine für die Menschen die schon da waren und für die, die in den letzten Jahren dazugekommen sind. In diesem Sinne freue ich mich in Zukunft einmal im Monat zu Ihnen sprechen zu können.

Zum Thema über das ich in Zukunft in ABWAB schreiben werde: Deutschland hat sich sehr lang nicht der Realität gestellt, Einwanderungsland zu sein. 

Allerdings sind die Jahrzehnte in denen es dies hätte tun sollen, immerhin von anderen großen Kraftanstrengungen geprägt, so der Bemühung um die europäische und dann die deutsche Einheit. Beides sind großartige Errungenschaften und es ist sehr ärgerlich wie leichtfertig heute bestimmte Fehlentwicklungen innerhalb dieser eigentlich sehr positiven Entwicklungen in den Mittelpunkt der Diskussion gestellt werden.

Ich entstamme einer Familie aus Kriegsflüchtlingen des 2. Weltkriegs. Geflohen aus der alten Heimat sind Sie also 1945. 1956 bin ich in Schwerin, also in der ehemaligen DDR geboren worden. Kurz darauf starb mein Vater und meine Mutter ist über Berlin nach Hamburg geflohen. Überall waren wir in Erstaufnahme – und Flüchtlingslagern. Es galt Zuzugssperre. Man konnte sich nicht ansiedeln, wo man wollte, selbst dort nicht, wo man engste Verwandte hatte. In unserem Fall also Hamburg. Anfang der 60er Jahre waren dann große Vorstädte im Nordwesten der Stadt entstanden und viele Flüchtlinge wurden dort gemeinsam angesiedelt. Eine große Leistung der Stadtverwaltung! Millionen Deutsche haben Ähnliches erlebt.

Ich habe später Geschichte studiert, viele Jahre in Afrika gearbeitet und mich – bis heute – in vielen Projekten in Bezug auf Integration und Entwicklungszusammenarbeit engagiert. Und dies sehr oft im Medienbereich. Mich also bei ABWAB zu engagieren passt besonders gut.

Erhard Brunn* Historiker und Berater für Interkulturelle Kooperationen

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