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Die Schwere des siebten syrischen Märzes

Khawla Dunya. Schriftstellerin aus Syrien

Uns Syrerinnen und Syrern hat sich jedes Jahr im Monat März eine neue Tür geöffnet. So war unser März stets erfüllt von Trauer und Freude zugleich. Der Frühling kommt, öffnet die Fenster des Hauses und lässt Vorfreude aufkommen.

Doch mit ihm kommt der Abgrund der Ungewissheit. Am 8. März 1963 ergriff die Baath-Partei die Macht. Es war ein Tag des Jubels und Beifalls, der den Frauentag in den Schatten stellte, welcher an der Türschwelle verblühte. Es folgt der Tag der Lehrer und danach der Muttertag, der mit dem Nowruz-Neujahrsfest zusammenfällt. Ein dauernder Konflikt der beiden Feiertage, den es schon so lange gibt wie das kurdische Neujahrsfeuer, das auf der Bergspitze entfacht wird.

Im März 2011 begann die Revolution und von Neuem erstrahlte der März und das Herz jeder syrischen Mutter ging in Flammen auf. In diesem März des siebten Jahres lodern in uns Erinnerungsstücke: Bilder des Tötens und der Flucht gen Norden, Süden, Osten und Westen. Diese werden dann zu Chroniken, in denen wir das lesen, was über uns geschrieben wird. In periodischen Berichten jener Fronten, die so viele waren, dass sie das Ausmaß der Zerstörung, das sie verursachten nicht sahen..

Es kommt der internationale Frauentag und zwingt uns erneut zu mahnen: Dies ist nicht bloß ein Feiertag! Wir wollen weiterhin an das erinnern, was vor der Revolution hätte verändert werden müssen und an all das, was wir während der letzten sieben Jahre verloren haben. Welch großer Verlust es doch ist! Unermeßliche Verluste! Bibliotheken, Länder, ja, ganze Meere des Scheiterns. Die Revolution lebt weiter, im Blut der Syrerinnen und der Syrer, die ihnen zur Seite stehen.

Es folgt der Jahrestag der Revolution, begleitet vom blinden Einmarsch in Ost-Ghouta im Süden und Afrin im Norden. Dies ließ uns den angestauten Konflikt über die Voreiligkeit, mit der die Revolution in Damaskus und Daraa angegangen wurde, vergessen. Uns bleibt nun nichts mehr, außer uns die Bilder der Menschen anzusehen, die umgebracht und gekreuzigt werden. Menschen, zu denen wir selbst gehören und die gezwungen werden, sich gehorsam gegenüber einem Sieger zu zeigen, dem niemand Einhalt gebieten konnte, sodass er niemals aufhörte zu morden..

Nach einer Woche des Leids ziehen wir in Lumpen und Trümmern weiter zum syrischen Muttertag -oder eben zum Nowruz-Fest. Es mag ein Frühlingstag werden, wie es in den Lehren der Göttin Ishtar heißt, aus der Zeit als die Fruchtbarkeit eine weibliche Göttin hatte. Ishtar hinterließ den Menschen ein Fest der Fruchtbarkeit und einen Muttertag. Den Kurden Syriens, die durch den Fall ihres Schmieds Kawa in Afrin erneut geprüft werden, hinterließ sie Elend.

Diesen März bleiben unsere Türen verschlossen.. Kein Raum oder Ort bleibt uns mehr, um zu fliehen. Lediglich der Himmel empfängt uns noch in seinen warmen Armen. Wir stehen da, mit einer von blutigen Erinnerungen beschwerten Seele und mit durstigen Herzen.. Und kein Tropfen Wasser befeuchtet unsere Kehle, aus der wir den Aufschrei unseres Protestes ausstoßen könnten.. so sterben wir schweigend..

Übersetzung: Serra Al-Deen, Mahara-Kollektiv, aldeen@mahara-kollektiv.de

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